Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, da andere Themen in der Öffentlichkeit im Vordergrund standen, hat die Bundesregierung Ende Oktober mehrheitlich die anlasslose Datenspeicherung beschlossen. Dies bedeutet, dass von allen Bürgerinnen und Bürger unseres Landes ohne Tatverdacht Daten für mindestens drei Monate gespeichert werden. Gegenstimmen kamen nur aus den Fraktionen der Grünen und Linken. Mit wenig Aufregung der Zivilgesellschaft wurde dies zur Kenntnis kommen. Gleichzeitig wissen wir auch, dass mit Hilfe von Kredit- oder Bonuskarten ein (Bewegungs- und Einkaufs-) Profil von jedem Einzelnen von uns erhoben und gespeichert wird. Es ist zu vermuten, dass auch dadurch bedingt die zahlreiche unerwünschte Werbung in unseren Postfächern auftaucht.
Der/Die Einzelne stellt sich häufig die Frage, was er oder sie als Einzelperson dagegen tun kann. Die Möglichkeiten sind sicher beschränkt, wenn man an der modernen Kommunikation teilnehmen möchte. Verschlüsselte E-mails senden, häufiger mit Bargeld als mit Kreditkarte bezahlen, keine Kundenkarten nutzen bzw. diese ab und zu Freunden überlassen (ist nicht erlaubt!) oder bei der Frage nach der Postleitzahl nicht die Wahrheit angeben. Unlängst hat Edward Snowden dazu sechs Tipps veröffentlicht, die wir unten weitergeben.
Aus aktuellem Anlass möchten wir aber an dieser Stelle darauf hinweisen, dass jeder Bürgerin und jedem Bürge die Möglichkeit offen steht, bei der Gemeinde Widerspruch gegen die Übermittlung von persönlichen Daten z.B. an die Bundeswehr oder Adressbuchverlage einlegen. Die Einzelheiten und die Vorgehensweise dazu waren in den letzten Gemeindenachrichten veröffentlicht. Damit möglichst Viele diese Möglichkeit auch nutzen, stellen wir hier entsprechende Vordrucke zur Verfügung.
Wir von B90/ Die Grünen begrüßen es sehr, dass es jetzt in Dossenheim eine Datenschutz-beauftragte gibt. Dadurch erfährt der Datenschutz eine höhere Bedeutung auch in unserer Gemeinde. Sowohl die Verwaltung als auch die GemeinderätInnen werden geschult und können sich dann den aktuellen Vorschriften entsprechend verhalten. Für Fragen aus der Bevölkerung steht die Datenschutzbeauftragte selbstverständlich ebenfalls zur Verfügung. Wir halten das für einen ganz wichtigen Beitrag zum Bürgerservice und können Ratsuchende nur ermutigen, bei Fragen zum Thema Datenschutz die Gemeindeverwaltung zu kontaktieren.
Sechs Tipps von Edward Snowden für mehr Datensicherheit
1. Auf dem Handy die Gratis-App „Signals“ zum Chatten und Telefonieren zu nutzen. Sie wurde von Kryptografie-Experten entwickelt und ist im Gegensatz zu vielen Verschlüsselungstools auch noch sehr einfach zu bedienen. (Zum Teil werden mit der Technik auch WhatsApp-Nachrichten verschlüsselt – für die Nutzer ist das aber nur schwer erkennbar.)
2. Nicht dasselbe Login für verschiedene Dienste nutzen. Denn wenn eine Firma oder ein Account gehackt wird, haben die Angreifer danach leichtes Spiel. Mit einem zusätzlichen Programm, einem sogenannten Passwort-Manager, kann man für jeden Dienst ein eigenes, wirklich sicheres Passwort einrichten - ohne es sich merken zu müssen (z.B. KeePassX - Das Programm funktioniert auf diversen Plattformen, lädt keine Daten in die Cloud hoch und ist Open Source).
3. Lässt man seinen Computer oder seine externe Festplatte irgendwo liegen oder greift ein Dieb zu, sind nicht nur irgendwelche Dateien in Gefahr. Anhand von Fotos lässt sich zum Beispiel oft der Wohnort ermitteln, persönliche Details können beim Identitätsdiebstahl helfen, womöglich sind weitere Passwörter gespeichert.
Um das zu verhindern, sollte man seine Festplatten verschlüsseln. Bei einigen Windows-Versionen ist eine solche Software schon eingebaut (BitLocker), bei Macs sowieso (FileVault). Ansonsten kann DiskCryptor helfen.
4. Zwei-Faktor-Authentifizierung: Neben einem Passwort braucht man zum Login einen sich ständig wechselnden, zusätzlichen Code, den der Anbieter zum Beispiel jeweils per SMS aufs Handy schickt oder der von einer App auf dem Handy erstellt wird. Falls ein Passwort ausgespäht werden kann, reicht das alleine dem Angreifer noch nicht aus.
PayPal, Google, Apple, Twitter und viele andere Dienste unterstützen die doppelte Anmeldung.
5. Tor ist eine Technik, bei der man sich nicht direkt mit dem Internet verbindet, sondern zunächst mit dem Tor-Netzwerk. Erst danach geht es ins offene Internet. Die Idee dahinter: Niemand soll herausfinden können, wer gerade eine Website aufruft oder eine Datei verschickt. Tor verspricht weitgehende Anonymität. Geheimdienste dürften ein großes Interesse daran haben, Tor zu knacken. Theoretisch könnte man Nutzer ausfindig machen, wenn man weite Teile des Internets kontrolliert. Ob die NSA dazu aktuell in der Lage ist – unklar.
6. Diese kostenlose Erweiterung für Firefox, Chrome und Opera zwingt Internetseiten dazu, Daten verschlüsselt zu übertragen. Das erkennt man an einem "https" in der Adresszeile des Browsers. Viele bekannte Seiten wie Amazon, GMX oder Facebook unterstützen die verschlüsselte Übertragung. Überall dort, wo Passwörter und sensible Daten abgefragt werden, sollte man darauf achten.