Diesmal ging es darum, von der individuellen Ebene (weniger fliegen, Fleisch essen, energieintensive Produkte kaufen usw.) zu Projekten zu kommen, die gemeinsam verwirklich werden müssen und können. Dazu hatten wir Besuch von zwei Gästen: Laura Zöckler, die sich (fast) seit deren Gründung 2010 bei der Heidelberger Energiegenossenschaft engagiert, und Norbert Clasen von den Schriesheimer Ökostromern. Nach einer Eingangsrunde stellten zunächst die beiden ihrer Projekte in einer Interviewform mit Moderator Peter Wilhelm vor.
Die Heidelberger Energiegenossenschaft ist aus einem Seminar an der PH Heidelberg entstanden, als die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur theoretisch diskutieren, sondern auch ihre Erkenntnisse praktisch umsetzen wollten. Die Genossenschaft verwirklicht als „Investitionsgemeinschaft“ Projekte zur regenerativen Stromerzeugung, vor allem durch Solaranlagen. Ein Mieterstrommodell in Nußloch erhielt den „Deutschen Solarpreis“, insgesamt wurden bisher etwa 3,5 Mio. € investiert. 2013 gründete die Heidelberger Initiative die bundesweit tätigen Bürgerwerke mit, welche den Vertrieb von Bürgerenergiegenossenschaften gemeinschaftlich organisieren.
Die Schriesheimer Ökostromer, die nach der Kommunalwahl 2014 entstanden sind, haben ein etwas anderes Modell: Quasi als Einkaufsgemeinschaft vermitteln und organisieren Stromversorgungsverträge bei dem zertifizierten regenerativen Stromanbieter EWS Schönau. Der Clou dabei ist, dass die etwa 400 teilnehmenden Haushalte einen kleinen Aufpreis zahlen und das dadurch zusätzlich eingenommene Geld lokalen sozialen Projekten zugutekommt.
Beide Projekte sind erfolgreich, erfordern aber natürlich auch recht viel ehrenamtliches Engagement, speziell die Energiegenossenschaft denkt über eine Teilprofessionalisierung nach. Für die Schriesheimer ist ein wichtiger Erfolgsfaktor, dass im Ort bekannte und überparteilich wahrgenommene Personen als „Gesichter“ des Projekts auftreten. Neben den begrenzten persönlichen Ressourcen verhindert vor allem die komplizierte und teilweise hinderliche Gesetzeslage ein noch besseres Vorankommen dieser beiden Vorzeigeinitiativen aus unserer Nachbarschaft.
Ideen entwickeln und aufgreifen
Nach dem interessanten Podiumsgespräch war das Publikum dran: in kleinen, offenen Gesprächsrunden wurden die Beispiele aus der Region wie auch verschiedenste eigene Ideen diskutiert. Dies mündete dann in Stichwortzetteln, die im nächsten Schritt immer wieder weitergegeben und dann auch mit Punkten bewertet wurden: Ist das interessant? Bringt das etwas? Kann man das umsetzen?
Schließlich kamen etwa 20 Vorschläge zusammen, die Moderator Peter Wilhelm nach ihrer Resonanz sortiert vorstellte. Den meisten Anklang fanden:
- Preiswerte Nahverkehrs-Jahreskarte für 1 €/Tag (365 €/Jahre)
- „Werkzeugerei“ – gemeinschaftlich organisierte Ausleihe und Beratung von Werkzeugen, damit mehr repariert und weniger weggeworfen wird
- Erweiterung des Car-Sharings auf Lastenfahrräder
- Baumpatenschaften insbesondere für die heißen und trockenen Sommermonate
In der Abschlussrunde ging es einerseits darum, Interessierte und Ansprechpersonen für die einzelnen Ideen zu finden (einige wurden gefunden, aber es braucht noch mehr Leute!). Andererseits haben wir besprochen, wie es weitergehen kann. Vielen war es sehr wichtig, dass solche Klimaschutzprojekte nicht als „Partei-Arbeitskreise“ oder gar „Profilierungsprojekte“ wahrgenommen werden, sondern dass viele Menschen aus Dossenheim und Umgebung mit verschiedenen Hintergründen teilnehmen. Andererseits gab es auch das Bedürfnis, noch mehr die politischen Aspekte, also schlecht formulierte Gesetze zu beleuchten, die Energiegenossenschaften oder gar die Energiewende insgesamt auszubremsen drohen. Wir Grünen möchten beide Anregungen gerne aufnehmen: Wir werden im neuen Jahr sowohl auf die Gemeinde und die anderen Gruppen vor Ort zugehen, um die an diesem Abend angesprochenen Vorschläge in ein möglichst breites Klimabündnis einzubringen. Andererseits wollen wir eine dritte politische Veranstaltung organisieren, wo es darum gehen wird, was die (kleine und große) Politik für das Klima tun kann – und wie sich dazu bringen lassen könnte.