Sein Vortrag mit anschließender Diskussion hatte ein sehr aktuelles Thema: „Alternative Konzepte für den Verkehr vom und ins Neuenheimer Feld“, der bekanntlich erhebliche Auswirkungen auch auf uns in Dossenheim hat. Wegen der Wahlwoche, in der keine Beiträge der Parteien im Gemeindeblatt erscheinen durften, kommt unser Bericht von der Veranstaltung erst heute.
Derzeit findet bekanntlich einerseits der langfristig angelegte Masterplan-Prozess zur weiteren Entwicklung von Universität und anderen Nutzern des Neuenheimer Felds statt. Andererseits wird über kurzfristig wirksame Maßnahmen zur Verkehrsentlastung diskutiert, so steht der Vorschlag eines Park-und-Ride-Parkplatzes südlich von Dossenheim im Raum. Schließlich betrifft uns auch der Erhalt des Handschuhsheimer Felds als naturnaher Kulturraum in unserer unmittelbaren Nachbarschaft – nicht zuletzt deshalb, weil manche in Heidelberg diskutierte Baumaßnahme auch das angrenzende Dossenheimer Feld in Mitleidenschaft ziehen würde.
Nach einer Begrüßung durch unsere Gemeinderätin Renate Tokur begann Teufel seinen Vortrag mit einer Bestandsbeschreibung: schon 2018 ist „im Feld“ die zulässige Geschossfläche nach altem Bebauungsplan um 13 % überschritten gewesen, bis 2050 war zunächst ein weiteres Wachstum von 20–30 % geplant, im Masterplanverfahren werden 75 % Wachstum avisiert – ein Wachstum, das ohne grundsätzliches Umdenken in der Verkehrspolitik kaum vorstellbar ist. Doch selbst ohne Wachstum ist der Verkehr enorm und Staus treten fast täglich auf. Um die Situation zu analysieren, untersuchte Teufel den „Modal Split“, also die Verteilung auf die benutzten Verkehrsmittel: Insgesamt sind in Heidelberg 33 % zu Fuß unterwegs, 22 % Radfahrer, 23 % Pkw, 6 % Pkw-Mitfahrer und 16 % nutzen Bahn und Bus (ÖPNV). Im Neuenheimer Feld dagegen sind es 52 % Autos, 23 % Rad, 22 % ÖPNV und 3 % Fußgänger. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass einerseits die kostenpflichtigen Parkplätze kaum halb so viel kosten wie ein Jobticket und andererseits es immer noch 2300 kostenfreie Stellplätze gibt – und dies bei Institutionen, die teilweile noch nicht einmal ein Jobticket anbieten. Außerdem ist der Preis für das Jobticket seit 2007 um 75 % gestiegen, die Kosten für die Parkplätze nur um 15 %. Und schließlich sitzt in 77 % der ins Neuenheimer Feld ein- und ausfahrenden Fahrzeuge nur eine einzige Person.
Lösungsansätze
Welche Lösungsmöglichkeiten bieten sich an? Der wichtigste Ansatzpunkt ist es, mehr Personen pro Fahrzeug zu haben – je mehr Auslastung, desto weniger Fahrzeuge sind unterwegs und desto weniger Stau gibt es.
- Die von der Universität leider bisher blockierte Straßenbahntrasse durch das Neuenheimer Feld könnte Prognosen zufolge doppelt so viele Fahrgäste wie die jetzigen Busse transportieren; eine Straßenbahn mit 170 Fahrgästen benötigt 170 m Straßenraum statt 3300 m, wenn alle im eigenen Auto sitzen. Eine kleine Verbesserung in dieser Hinsicht sind die jetzt endlich möglichen Direktverbindungen von Dossenheim und Schriesheim mit der Linie 24, die aber natürlich erst mit Umstieg in die künftige Bahntrasse zu den Instituten und Kliniken im Neuenheimer Feld ihre volle Wirkung entfalten werden.
- Wichtig für die Attraktivität von Bus und Bahn sind wirksame Vorfahrtregelungen. Diese wurden vor Jahren beantragt und beschlossen und auch mit Fördergeldern bezuschusst – doch die Heidelberger Autolobby hat die Maßnahmen so weit aufgeweicht und ausgehebelt, dass heute Bus und Bahn langsamer unterwegs sind als vor 5 Jahren!
- Der Umstieg vom privaten Einzelfahrzeug in platzsparende, stauvermeidende Verkehrsmittel wird erheblich erleichtert, wenn alle Parkplätze im Gebiet kostenpflichtig werden und die Kosten dann mindestens vergleichbar mit denen des ÖPNV sind (also von heute 23 € auf 45 € monatlich steigen). Dafür müssen dann natürlich alle Arbeitgeber kostengünstige Jobtickets anbieten.
- Unspektakulär, aber potenziell sehr wirksam sind Anreize für Fahrgemeinschaften: schon 6 % weniger Fahrzeuge könnten Verkehrssimulationen zufolge die meisten heutigen Staus vermeiden. Hier gilt es, den richtigen Mix aus Einsicht, finanziellem Anreiz und Sanktionen zu finden. Bereits seit 2016 schenkt die Stadt Heidelberg Pendlern, die ihr Auto abschaffen, eine VRN-Jahreskarte. Als weitere Möglichkeit könnte man die Parkgebühren für Fahrzeuge mit mehreren Insassen senken.
- Förderung des Radverkehrs: Dass Fahrräder weniger Platz benötigen als Autos (insbesondere auch, wenn sie abgestellt werden!), versteht sich von selbst. Eine neue Fahrradbrücke über den Neckar könnte 2700 Pkw-Fahrten täglich unnötig machen, weitere Maßnahmen wären intelligent angelegte Fahrradschnellwege insbesondere auch in den Norden von Heidelberg sowie überdachte Bike-and-Ride-Plätze. Letztere Maßnahme wäre auch bereits jetzt kurzfristig und kostengünstig umsetzbar, etwa am Hans-Thoma-Platz und der Haltestelle Jahnstraße.
Die Diskussion ist sicherlich nicht abgeschlossen, aber wir müssen sie führen, unbedingt auch in Dossenheim. 2021 oder 2022 beginnt nämlich die zweijährige Sanierung und Umgestaltung der Dossenheimer Landstraße in Handschuhsheim.
Zum Weiterlesen: Mehr zum UPI-Konzept gibt es unter www.upi-institut.de/hd/Kurzfristiges-Konzept-NHF.pdf sowie www.upi-institut.de/_handschuhsheim/Kriterien_Verkehr_NHF.pdf. Unter www.tiefburg.de/masterplan_nhf.htm informiert der Stadtteilverein Handschuhsheim über den Masterplan-Prozess, dessen offizielle Homepage ist www.masterplan-neuenheimer-feld.de. Und unter der Adresse www.openpetition.de/handschuhsheimerfeld können Sie sich gegen den Shuttle-Bus durch das Handschuhsheimer Feld aussprechen – so wie es die Bezirksbeiräte Neuenheim, Handschuhsheim und Bergheim bereits getan haben.