video_label

Künstliche Intelligenz 2.0

Im Januar hatte unser Fraktionssprecher Dr. Hergen Schultze seinen sehr gut besuchten Vortrag „Künstliche Intelligenz – Verstehen, Bewerten, Nutzen“ gehalten. Da aber eine Reihe von Interessierten an dem Termin nicht in den Rathaussaal kommen konnten und es bei diesem Thema nie verkehrt ist, zweimal hinzusehen, haben wir diese Veranstaltung gestern, am 15. Mai, wiederholt. Wiederum fand sich eine interessierte Runde zusammen, die den sehr lebendigen Vortrag mit Fragen und eigenen Beiträgen bereicherte.

Neu im Vergleich zum Januar war zum Beispiel, dass Hergen die „Streichholzschachtel-KI“, die er damals nur abstrakt vorgestellt hatte, zwischendurch selbst zusammengebastelt hat und somit ganz anschaulich vorführen konnten, wie selbst ein an sich ganz einfach konzipiertes mechanisches System lernen kann, ein Spiel wie „Tic Tac Toe“ (Drei gewinnt) zu beherrschen. Die wirklich neue Qualität, die in den letzten Jahren die KI zur wohl dynamischsten Zukunftstechnologie überhaupt gemacht hat, liebt nicht besonders komplexen theoretischen Grundlagen, sondern in der schieren Menge an Speicherkapazität, Rechengeschwindigkeit und verfügbaren Daten. Ein Vortrag über die Fähigkeiten etwa von ChatGPT ist heutzutage nach drei Monaten so veraltet wie es ein Rechenschieber in den 1990er Jahren gewesen wäre. In diesem Zusammenhang plädierte Hergen dringend dafür, in der Schule Konzepte statt Lexikon-Wissen zu unterrichten – und noch mehr, die Kinder und Jugendlichen überhaupt auf das Leben in einer digitalen Welt vorzubereiten.

Weitere neue Aspekte waren kulturelle Unterschiede, die sich auf den Umgang mit KI auswirken, oder die unterschiedlichen Geldbeträge, da dafür zur Verfügung stehen: Die Firma Microsoft investiert gerade 100 Mrd. US-$ in ein neues KI-Rechenzentrum, das ist etwa der Jahresumsatz der BASF – auch dieser Konzern ist nicht gerade ein Start-up. Staatliche Initiativen zu Förderung der KI-Forschung gibt es zwar ebenfalls, sowohl in den USA als auch in Europa oder Fernost, doch diese sind in der Regel stolz, wenn sie einstellige Milliardenbeträge mobilisieren können. Ignorieren lassen sich die US-Tech-Konzerne also nicht, wie wir mit ihnen umgehen, müssen wir dringend diskutieren.

Einen interessanten Blick in eine mögliche Zukunft mit KI lieferte zum Schluss die Schachwelt: Obwohl die beste Schach-KI mittlerweile so viel besser als das Genie Magnus Carlsen spielt wie dieser im Vergleich zu beispielsweise Hergen Schultze, ist Schach zwischen Menschen heute populärer denn je. Gleichzeitig verdienen sog. Streamer Geld damit, Schachpartien nicht nur zwischen Spitzenspieler·innen, sondern auch zwischen KI-Programmen zu kommentieren.

Hergens Fazit: KI lässt sich verstehen, wir werden damit leben, die Frage ist also nicht ob, sondern wie – reden wir darüber!

expand_less