Am vergangenen Donnerstag, den 23. Oktober, fand in der Jahnhalle die offizielle Informationsveranstaltung der Gemeinde Dossenheim zum Bürgerbegehren der Windkraftgegner statt. Nachdem die Rhein-Neckar-Zeitung sowohl per Live-Ticker als dann auch gedruckt und online berichtet hat und auch weitere Medien das Thema aufgenommen haben, hier noch ein paar Eindrücke aus grüner Sicht.
Die erste und sehr positive Wahrnehmung: Die demokratische Kultur in Dossenheim ist „alive and (not) kicking“: Die Veranstaltung war mit fast 300 Gästen – über 2 % der Gesamtbevölkerung – gut besucht, die Informationsangebote vielfältig und hochwertig und die Redebeiträge sowohl vom „Podium“ als auch aus dem Publikum engagiert und nie verletzend. Inhaltlich hatte das Forum Energiedialog den Abend in drei Abschnitte gegliedert: Zunächst berichteten Experten und Expertinnen, dann kam eine längere Fragerunde zu den präsentierten Informationen und schließlich stellten die Bürgerinitiativen Energiewende Bergstraße (für Windkraft, also Stimmempfehlung „NEIN“) und Gegenwind Bergstraße (die Initiatoren, gegen Windkraft, Stimmempfehlung „JA“) sowie die sechs Gemeinderatsfraktionen und abschließend der Jugendgemeinderat ihre Positionen vor. Vor Beginn der Veranstaltung und nach Ende des offiziellen Teiles bestand zudem die Möglichkeit, an Infoständen von Behörden, Bürgerinitiativen und Naturschutzgruppen sowie dem potenziellen Projektierer der Anlagen Pionext mit den jeweiligen Personen direkt ins Gespräch zu kommen.
Eine beeindruckende Zahl, welche der Pionext-Vertreter auf Nachfrage aus dem Publikum präsentierte, war die Jahresstromerzeugung von 4 Windkraftanlagen im realen Betrieb bzw. „worst case“. Diese gab er mit 80 Mio. kWh im Jahr an – genug für 20 000 Haushalte. Später kam eine interessante Nachfrage: Wie sieht es aus, wenn durch die voranschreitende Elektrifizierung der Strombedarf der Haushalte steigt, was ja aus vielen Gründen Teil einer erfolgreichen Energiewende sein muss? Hier kam die Zusage, dass der Hersteller die jetzt abgeschätzte Stromproduktion für die Projektlaufzeit garantiert – aber natürlich nicht eine kontinuierliche Steigerung. Wir werden also auch weiter aktiv und innovativ an der Energiewende arbeiten müssen. Das dann allerdings wohl kaum mit weiteren Windrädern im Dossenheimer Wald, weil die geplante Vorrangzone ja jetzt schon weitgehend ausgeschöpft würde.
Einen weiteren wichtigen Aspekt, der bei den Gesprächen an den Wahlkampfständen an Rathaus- und Bahnhofsplatz nicht immer beachtet wird: Wir können jetzt überhaupt nur deshalb über Windräder im Wald diskutieren und abstimmen, weil diese auf Gemeindeflächen geplant sind. Würde nach einem Windradverbot auf Gemeindeflächen am 9. November ein benachbarter privater Waldbesitzer mit einem Investor handelseinig, könnten dort ohne jede Einflussmöglichkeit, artenschutzrechtliche Prüfung und finanzielle Beteiligung von Gemeinde und Bürgern Windkraftanlagen errichtet werden.
Und als letzte Information – auch auf eine Publikumsfrage hin – noch etwas zum „billigen Strom“: Windkraft ist laut ISE Freiburg nicht nur volkswirtschaftlich mit die preiswerteste Energieform (viel günstiger als Kohle oder gar Atomkraft). Sondern der künftige Betreiber eines Windparks in Dossenheim kann den Strom per „Bürgerstromtarif“ direkt bei uns zu einem erniedrigten Vorzugspreis vermarkten. Technisch ist das kein Problem, es muss nur genug Abnehmer geben.



Insgesamt war es ein informativer Abend mit vielen Meinungen, Informationen und Denkanstößen. Das „gefühlte“ Applausometer sah bei den Windkraftbefürwortern (Stimmempfehlung „NEIN“) Vorteile, vor allem in der zweiten Hälfte, als möglicherweise überproportional viel Windkraftgegner abwanderten. Eine nicht repräsentative Umfrage im Liveticker der RNZ sah sogar 70 % Windkraftbefürworter, 28 % Windkraftgegner und nur 2 % Unentschiedene. Zum Schluss ein großes Lob für die drei Mitglieder des Jugendgemeinderats, die lebendig, engagiert und gut informiert die Position ihres Gremiums wie ihrer Generation vorbrachten. Das macht Mut und hat größte Bedeutung, denn die heutigen jungen Menschen werden in 30 und in 60 Jahren mit dem leben müssen, was wir heute entscheiden.